Die zunehmende Neuproduktion von Elektronikgeräten, verbunden mit ausbleibenden Reparaturen, Refurbishing und Remanufacturingprozessen, führt zu erheblichen negativen Umweltauswirkungen und Ressourcenverlusten. Das Projekt "EffizientNutzen" greift diese Herausforderung auf und entwickelt, basierend auf realen Fallstudien, innovative, datenbasierte Geschäftsmodelle für die verlängerte Produktnutzung und Kaskadennutzung von Elektronikprodukten.
Die globale Herausforderung
Die zunehmende Menge an Abfällen aus Elektro- und Elektronikgeräten und die daraus resultierenden Umweltprobleme sind eine globale Herausforderung. Ursache dafür sind zu kurze Produktlebenszyklen und das Unternehmen weiterhin auf lineare (Geschäfts-)Modelle zurückgreifen. Die durchschnittliche Elektrogerätenutzung sinkt auf 5 Jahre, variierend innerhalb der Gerätekategorien wie Mobiltelefone oder Haushaltsgeräte. Infolgedessen steigt das weltweite Elektroschrottaufkommen weiter an: 2019 waren es 53,6 Millionen Tonnen, bereits 2030 werden 74,7 Millionen Tonnen E-Schrott erwartet. Die Verlängerung der Produktlebensdauer ist ein Ansatz zur Bewältigung dieser Situation. Möglichkeiten, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern, sind Reparatur- und Refurbishingprozesse. Diese stehen im Fokus des Projekts Effizient Nutzen.
Datenbasierte Geschäftsmodelle
Vor diesem Hintergrund werden im Projekt "EffizientNutzen" innovative datenbasierte Geschäftsmodelle für die Kaskadennutzung und verlängerte Produktnutzung von Elektronikprodukten entwickelt. Dies erfolgt anhand von zwei zentralen Handlungssträngen. Der erste Handlungsstrang fokussiert auf die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells für die herstellerneutrale Reparatur von hochwertigen Elektronikprodukten als Dienstleistung im Bereich von Multimedia-Produkten, z. B. Lautsprecher, Radios, Fernseher, elektronische Spielzeuge. Der zweite Handlungsstrang fokussiert auf die Entwicklung von Geschäftsmodellen für die Rücknahme und gegebenenfalls eine Aufarbeitung von Elektronikprodukten für die erneute Vermarktung im Rahmen von Produkt-Service-Systemen am Beispiel von hochwertigen "High-end"-Laptops.
Die im Projekt durchgeführten Reparatur- und Aufarbeitungsprozesse sowie die dabei erhobenen Daten und gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Entwicklung eines Informationsportals ein und unterstützen die Ableitung neuartiger Geschäftsmodelle für die Kreislaufwirtschaft. Diese realisieren sowohl das Angebot von reparierten bzw. aufgearbeiteten Elektronikprodukten als Produkt-Service-System als auch die Vermarktung der gewonnenen Daten und Erkenntnisse. Das Informationsportal ermöglicht einen effizienten Informationsaustausch und dient als Verbindung zwischen den realen Fallstudien sowie zwischen Fachleuten und projektexternen Stakeholdern.
Ergebnisse (Stand Juni 2022)
Bei der Konzeption von Geschäftsmodellen für Reparatur- und kreislauffähige Remarketing-Lösungen steht eine systematische Einbeziehung ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte im Vordergrund, inklusive der identifizierten Barrieren und Herausforderungen in den beiden Marktsektoren sowie identifizierte Kundschaftsanforderungen.
- Im Markt für Wiederaufarbeitung fehlen Qualitätsstandards für Käufer:innen und damit die Option des Angebotsvergleichs.
- Geschäftskund:inen und öffentliche Hand bieten großes Potenzial für Remarketing-Geschäftsmodelle, um es zu heben fehlt es an Transparenz im Markt.
- Reparatur hat ein schlechtes Image: So glauben etwa 60 Prozent, eine Reparatur lohne sich nicht, im Vergleich zum Neukauf.
- Die Preisbereitschaft der Konsument:innen für Reparatur liegt bei 20-40 Prozent des Neugerätepreises.
- In der Reparaturstudie wurde deutlich, dass sich Reparatur für den professionellen Anbieter erst lohnt bei einem Neugerätepreis von etwa 60 Euro.
- Für günstigere Geräte bieten insbesondere Angebote von Reparaturcafés und Initiativen eine Chance für eine längere Nutzungsdauer.
- Entwickelt wurde eine Geschäftsidee für ein Portal mit geprüften Anleitungen für professionelle Reparateure, Ersatzteilsuche mit Preisangabe und Bestelloption sowie Reparateur-Finder für Endkund:innen.
Wertschöpfungs- und Ertragsmodelle
Bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen fließen auch Digitalisierungsstrategien, Systeme zur gleichzeitigen Produktion und Retroproduktion sowie Netzwerke und Ersatzteilstrategien ein und werden um Ertragsmodelle ergänzt.
Es erfolgen ökonomische und ökologische Wirkungsanalysen, welche die wirtschaftliche Tragfähigkeit sowie die Eignung zur Reduzierung der Umweltauswirkungen erfassen. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden auf weitere Anwendungsdomänen übertragen und es werden Handlungsempfehlungen für die Gestaltung von Kreislaufwirtschaftssystemen sowie die Gestaltung von Geschäftsmodellen in Form eines Leitfadens zugänglich gemacht.
Publikationen
Reparaturstudie für defekte Elektronikgeräte (23.02.2021)
Link zur Registrierung für die Studie
Projektflyer der Fördermaßnahme (deutsch / englisch) (März 2021)
Die Projektflyer bieten einen Einblick in die Inhalte und Ziele der ReziProK Projekte und stellen jeweils erste Ergebnisse vor.
Projektblätter der Fördermaßnahme (deutsch) (Dezember 2019)
Die Projektblätter bieten eine Kurzübersicht über die einzelnen Projekte und deren Ziele.
Beiträge zu der ReziProK Transferkonferenz im Juni 2022
Poster (Juni 2022)
Präsentation (Juni 2022)
Beitrag zu der ReziProK Kick-off Veranstaltung im Dezember 2019
Poster (Dezember 2019)
Bildnachweis: TU Braunschweig; pixabay-dokumol; TU Braunschweig